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Germanistische Sprachwissenschaft

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Vorwort

Germanistische Sprachwissenschaft umfasst heute mehr als die Beschäftigung mit der deutschen Sprache aus der Perspektive von muttersprachlichen Sprechern und Sprecherinnen. Für viele Bürger Deutschlands, deren individuelle oder familiäre Biographie durch Migration gekennzeichnet ist, ist Deutsch eine zweite, zunächst fremde Sprache. Diese Entwicklung sorgt dafür, dass auch Lehrer an deutschen Schulen sich nicht mehr nur auf deutsche Adressaten einstellen können. Das schafft einerseits zusätzliche Aufgaben und Probleme, andererseits ergeben sich auch Chancen zur Verbesserung der Ausbildung. Auch in vielen anderen Berufsfeldern für heutige Germanisten, keineswegs nur im Sprachunterricht, spielt Deutsch als Erst-, Zweit- und Fremdsprache eine wichtige Rolle.

Die vorliegende Einführung in die Germanistische Sprachwissenschaft trägt dieser Perspektive Rechnung, die zweite, erweiterte und veränderte Auflage noch mehr als die erste, indem sie Fragen des Deutschen als Fremd- und Zweitsprache (DaF/DaZ) ebenso wie die Praxisbezüge linguistischer Forschung ausführlicher aufgreift. Gern haben wir für diese Neuauflage auch Anregungen aufgenommen, auf bestimmte Themengebiete wie die Semantik und die Morphologie genauer einzugehen; u.a. haben wir der noch recht jungen Disziplin der Korpuslinguistik nunmehr mit einem Kapitel Rechnung getragen. Zudem haben wir auch die visuellen Sprachen und die Gestik in diese Einführung einbezogen, neue Arbeitsgebiete, die zunehmend linguistisches Interesse finden.

Die Einführung verfolgt das Ziel, linguistisches Grundlagen- und Aufbauwissen kompakt und praxisnah zu vermitteln. Die einzelnen Kapitel dieses Buches müssen nicht unbedingt in der vorgegebenen Reihenfolge und in gleicher Intensität gelesen werden. Bei einem ersten Einstieg, z.B. im Rahmen einer B.A.-Einführung, kann sich die intensive Lektüre auf ausgewählte Kapitel und eine selektive oder kursorische Lektüre anderer Teile beschränken. Neugierigen und fortgeschrittenen Studierenden bietet das Buch über das Basiswissen hinaus einen Anschluss an theoretische Grundfragen und aktuelle Forschungsfragen der Sprachwissenschaft. Die verschiedenen Kapitel geben thematische Überblicksdarstellungen, die auch in späteren Studiensemestern und MA-Studiengängen nützlich sind.

Die Einführung ist multimedial als Lehrbuch mit CD-ROM konzipiert. Neben dem Buchtext enthält die CD Tonbeispiele. Sie umfassen Sprechproben zum Deutschen und zu anderen Sprachen, um Phänomene wie Sprachverwandtschaft oder Sprachkontrast zu verdeutlichen, Aufnahmen zur Aussprache deutscher Laute und Wörter sowie Auszüge aus authentischen deutschen Gesprächen. Auf der CD sind die Ton- und Transkriptbeispiele direkt mit dem Lehrbuchtext verlinkt und können aus diesem heraus aufgerufen werden. Die Gesprächstranskripte können genutzt werden, um ausgehend vom Buch detaillierte, eigene Phänomenanalysen durchzuführen. Zudem bietet die CD zu jedem Kapitel eine Reihe von Aufgaben und Lösungen, mit denen weiter gearbeitet werden kann und von denen nur eine Auswahl im Lehrbuch abgedruckt ist. Zusätzlich findet sich auf der CD zu jedem Kapitel eine Auswahl von „Internet-Einstiegen“, die eine weitergehende Recherche ermöglichen, Praxisbezüge verdeutlichen oder Werkzeuge für die eigene linguistische Arbeit bereitstellen.

Auf Audio-Aufnahmen wird im Text durch Lautsprechersymbole Lautsprecher hingewiesen. Wenn Verschriftlichungen authentischer Gespräche, so genannte „Transkripte“, vorliegen, wird darauf im Text mit Transkriptsymbolen Transkript verwiesen. Hyperlinks werden auf der CD generell durch blaue Schrift markiert. Im Buch sind Internet-Adressen typographisch gekennzeichnet. Wichtige Begriffe und Fachausdrücke, die im Text fettgedruckt sind, sind über ein Indexverzeichnis aufzufinden. Namen von Wissenschaftlern sind in Kapitälchen hervorgehoben. Beispiele für sprachliche Äußerungen werden im Text und in den Übungen durch Kursivdruck verdeutlicht. Auch anderssprachige Fachausdrücke, z.B. der englische Begriff turn, sind kursiv gedruckt.

Wir danken Konrad Ehlich und Angelika Redder, die diese Einführung ursprünglich angeregt und unterstützt haben. Unser Dank geht auch an zahlreiche Studierende, Kolleginnen und Kollegen für vielfältige Rückmeldungen und Anregungen für die erste und zweite Auflage, besonders an Winfried Thielmann, Peter Colliander und Klaus Geyer, Peter Arnold Mumm sowie an Jens Heßmann und Ulrike Wrobel, die uns wertvolle Anregungen und Hinweise zu den Gebärdensprachen und zur Gestikforschung gegeben haben. Besonders danken möchten wir an dieser Stelle denjenigen, die zur Materialbasis dieser Einführung beigetragen haben: Sandra Busch, Sanela Causevic, Annette Ehrenhardt, Nigora Mirzoeva, Kristin Stezano sowie die Sprecherinnen und Sprechern unserer Tonbeispiele zu den verschiedenen Sprachen, die sich auf der CD selbst vorstellen.

Trotz sorgfältiger Korrektur können Fehler auftreten. Wir bitten, diese zu entschuldigen und uns darauf aufmerksam zu machen.

Noch eine Bemerkung zur Verwendung der maskulinen und femininen Formen von Substantiven: Wenn an einigen Stellen des Buchs von „dem Sprecher“, „den Hörern“ usw. die Rede ist, sind die Maskulina als verallgemeinerte, nicht geschlechtsbezogene Formen zu lesen, für die sich der Artikel „de“ [də] in der Kontaktsprache Deutsch am besten eignet (vgl. Transkript Transkript (Ts 10) „Zypern“ sowie Kap. 19).

Viel Spaß bei der Lektüre und eigenen Recherche wünschen

Gabriele Graefen und Martina Liedke,

München, im März 2012
 

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